Ramona Cech, Wiener Umweltanwaltschaft 

Vögel haben es in unserer modernen Welt nicht leicht, überall lauern Gefahren. Dazu zählt Vogelanprall an Glasflächen, ein für unsere gefiederten Freunde ernstzunehmendes, leider zunehmendes Problem im Siedlungsraum. Gläserne Flächen wie beispielsweise große Fenster, verglaste Balkongeländer, Glasfassaden, Gewächshäuser, Wintergärten oder ein gläserner Vorbau sind für Vögel (vermeidbare) Todesfallen.

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Besonders hoch ist das Unfallrisiko, wenn sich umliegende Pflanzen oder der freie Himmel im Glas widerspiegeln, wenn man durch zwei gegenüberliegende oder im rechten Winkel aufeinander stehende Glasflächen hindurchblicken kann und wenn die Umgebung mit Bäumen, Sträuchern und Futterstellen auch noch besonders vogelfreundlich gestaltet ist. Genau diese Kombination aus einem bei Vögeln beliebten Garten und meinem zweiseitig verglasten Vorbau unweit der Futterstelle hat mir Sorgen bereitet. Selbst wenn wir oft nicht direkt Zeugen solcher Vogelkollisionen sind, können sie dennoch passieren, wenn wir gerade nicht hinschauen. Oft sterben Vögel nach dem Aufprall nicht sofort und suchen Deckung, bevor sie ihren inneren Verletzungen erliegen. Tote Vögel werden auch zeitig von Aasfressern verschleppt. Größere Vögel (z. B. Tauben) hinterlassen, im Gegensatz zu kleinen, Anprallspuren am Glas, die oft übersehen oder beim nächsten Fensterputz beseitigt werden.

Ich habe eine einfache, kostengünstige Möglichkeit (Materialkosten: 5,32 Euro pro m² Fensterfläche), bestehende Vogelfallen im Nachhinein zu entschärfen, ausprobiert: Witterungsbeständige 5 mm breite, schwarze Auto-Tuning Zierstreifen aus einem deutschen „Carstyling“- Shop, die, auf die Fensteraußenseite aufgeklebt, für Vögel deutlich als Hindernis zu erkennen sind. Eine Packung enthält ein 10 m langes, zu einer Rolle aufgewickeltes, selbstklebendes Klebeband. Eine Rolle reicht für einen m² Fensterfläche. Da die Versandkosten nach Österreich 7,99 Euro betragen, empfehle ich, schon im Vorhinein die Fensterfläche auszumessen, die nötigte Menge an Klebestreifen zu berechnen und diese dann einmalig zu bestellen. Nachdem ich meinen Vorbau damit verziert habe, möchte ich meine Erfahrungen mit interessierten Vogelfreund*innen teilen.

Die Streifen müssen vertikal mit einem Kantenabstand von 9,5 cm angeklebt werden, sodass sich alle 10 cm ein Streifen befindet. Auf einem Meter Fensterbreite haben 10 Streifen Platz. Das klingt jetzt erstmal nach Gefängnisgitter, sieht aberfertig aussenansicht klein durch den geringen Deckungsgrad in der Praxis überraschend gut aus. Grundsätzlich finde ich es einfacher, wenn man sie zu zweit aufklebt. Zunächst sollte die zu beklebende Scheibe geputzt werden, um nicht eine durch Schmutzpartikel verringerte Haftung zu riskieren.

Ich habe drei verschiedene Aufklebemethoden ausprobiert. Für jede braucht man ein Maßband, eine Schere und muss darauf achten, dass das Klebeband sich beim Aufkleben nicht verdreht. Am besten wickelt man dazu den jeweilig aufzuklebenden Streifen in der nötigen Länge noch vor dem Aufkleben von der Rolle ab, um etwaige, chaotische Verknotungen während des Klebeprozesses zu vermeiden. Diesen klebenden, schwarzen Streifen löst man nun vom nicht klebenden, weißen Trägerpapier. Ich habe die Streifen von oben nach unten aufgeklebt, mit den Fingernägeln jeweils fest angedrückt (als Helferlein kann auch eine Bankomatkarte herhalten) und wenn eine Fensterhöhe beklebt war, einfach unten abgeschnitten. Da unsere Glasscheiben sehr hoch sind und ich sehr klein bin, war auch eine Leiter notwendig. 

Methode 1: Wasserwaage, Maßband und helfende Hand methode 1 klein

Der erste Streifen wurde in einem Abstand von 9,5 cm vom Fensterrahmen (Rand) mit Hilfe der Wasserwaage möglichst gerade angeklebt. Die Wasserwaage ließ ich meist von einer motivierten Helferin ausrichten und halten, während ich mich voll und ganz aufs Aufkleben konzentrierte. Diese Methode funktioniert recht gut, ich habe es jedoch manchmal geschafft, die Wasserwage beim Andrücken der Streifen leicht zu verschieben. Aber das ist Übungssache.

Methode 2: Karton mit 9,5 cm Breite ausschneiden und dessen Rand entlang Streifen aufkleben

Eine Person hält den Karton in Position, während die andere den Streifen seiner Kante entlang an der Glasscheibe anklebt. Diese Methode funktioniert auch gut, vorausgesetzt man hat einen Karton, der auch noch relativ lang ist und möglichst gerade zurechtgeschnitten wurde.

Methode 3: Abstände mit Klebezetteln markieren und deren Rand entlang Streifen anbringen methode 3 klein

Diese Methode eignet sich finde ich am besten, wenn man keine Helfer hat. Kleine Klebezettel (Post-its) werden zum Markieren der 9,5 cm Abstände in unterschiedlicher Höhe angebracht (bei mir reichten fünf pro zu beklebender Fensterhöhe). Entlang der Klebezettelkanten wird dann wieder unser Vogelschutzstreifen angeklebt. Wer möglichst gerade kleben möchte, kann mehr markierende Klebezettel untereinander aufkleben.

Wenn mal ein Streifen völlig schief aufgeklebt wird, lässt sich dieser bei Früherkennung noch leicht korrigieren; Einfach wieder ablösen und neu aufkleben. Mit nur wenigen Stunden Klebeaufwand (je nach Fenstergröße) können wir langfristig zahllose, kostbare Vogelleben retten. Die Mühe lohnt sich auf jeden Fall, man gewöhnt sich schnell an die neue Fensterverzierung und kann danach mit ruhigem Gewissen besser schlafen.

Copyright Fotos: Ramona Cech

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