Dula Feichter, Wiener Umweltanwaltschaft

Der St. Marxer Friedhof ist ein wunderschöner, besinnlicher Ort der Ruhe und naturbelassenen Atmosphäre inmitten von Wien. Der Friedhof ist ein wichtiges, denkmalgeschütztes Kulturgut und der einzige bestehende Biedermeier-Friedhof Wiens. Aber nicht nur das, er ist ein wichtiger Rückzugsort und wertvoller Lebensraum für Tiere sowie Pflanzen und ein „Naturgarten der Stille“ für die Menschen. Die bekannteste Grabstätte auf diesem Friedhof ist von Wolfgang Amadeus Mozart.

kraehe friedhof kleinIm Frühjahr blühen am Friedhof unzählige Fliedersträucher und ein leichter, blumiger Geruch liegt in der Luft. Bei einem Spaziergang vergisst man die Zeit und ist versetzt in eine längst vergangene Epoche. Bei meinen Besuchen freue ich mich immer erwartungsvoll auf die Begegnungen mit den Feldhamstern. Wenn am Friedhof Ruhe herrscht und wenig Besucher*innen anwesend sind, sehe ich immer wieder einen mit vollen Backen emsig durch Gräser, Efeu und Sträucher huschen und leider ist er auch schnell wieder aus dem Blick verschwunden. Nur selten bleiben sie für ein Fotoshooting stehen. Mittlerweile hat sich hier eine kleine Hamsterkolonie gebildet. Feldhamster sind eine streng geschützte Tierart. Es ist nicht selten, dass sie unter den Grabsteinplatten ihre Behausungen haben. Aber nicht nur Feldhamster sind hier ständige Bewohner, sondern auch Hasen, Spechte, Amseln, Kohlmeisen, Schnecken, Fledermäuse, Eidechsen und viele Insektenarten, wie beispielsweise Wildbienen und Schmetterlinge. Auch meine gefiederten Freunde, die Krähen, zählen zu den tierischen Friedhofsbewohnern und sind hier ein fester Bestandteil des kleinen Ökosystems. Zu dieser Jahreszeit zwitschert es lautstark, da viele Vögel balzen und in Baumkronen ihre Nester bauen oder bereits brüten. Während der Brutzeit sollten Vögel keinen Störungen ausgesetzt werden, da sie bei häufigen Störungen ihre Gelege verlassen könnten, um an einem sicheren, geschützten Ort einen neuen Brutversuch zu beginnen. Daher ist es am besten, die Vögel aus der Ferne zu beobachten.

Unweit vom Mozart- Denkmal befinden sich auch Bienenstöcke. Es summt und brummt durch die Reihen der verwitterten Gräber. Bienen sind sehr wichtig für die Bestäubung und Vermehrung von vielen Pflanzenarten und somit essentiell für ein funktionierendes Ökosystem. In Wien gibt es rund 5.000 Bienenstöcke (mit Honigbienen) und etwa 500 Wildbienen-Arten.

Leider entdeckt man immer wieder, wenn man durch die Reihen der verwitterten Grabsteine streift, am Boden achtlos weggeworfene Reste von verschiedenen Verpackungen. Das sollte nicht sein!  Die  Natur ist nicht da, um sie zu vermüllen! Die achtlos weggeworfenen Verpackungen verunstalten nicht nur diese einzigartige Naturoase, sondern haben auch negative Auswirkungen auf die Umwelt und Menschen. Alleine ein einziger Zigarettenstummel kann 40 bis 60 Liter Wasser vergiften! Wir alle sollten die Natur und alle Lebewesen achten und schätzen, denn ohne Natur können wir nicht leben.

Der Friedhof St. Marx ist ein bemerkenswerter Friedhof in Wien und zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert! Ich freue mich schon auf den nächsten Besuch, auf neue Entdeckungen und Begegnungen mit den tierischen Bewohnern.

Weitere Informationen:

© Foto: Dula Feichter

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