Nach vorliegenden Meldungen des Betreibers des im März 2011 havarierten KKW Fukushima wurden erhöhte Werte der kurzlebigen Xenon-Isotope 133 und 135 gemessen. Dieser Umstand ist ein Hinweis darauf, dass eine Kettenreaktion im betroffenen Reaktor von selbst wieder in Gang gekommen ist.
Der Betreiber gibt an, mit Borsäure versetztes Wasser zur Reduktion der für eine Kettenreaktion zur Verfügung stehenden Neutronen in den Reaktor eingebracht zu haben. Fraglich bleibt, ob das borierte Wasser auf Grund der durch die Kernschmelze zerstörten Struktur des Reaktors die entsprechende Stelle erreichen wird. Obwohl der Betreiber des KKWs die Lage als stabil bezeichnet, ist der Verdacht einer erneuten, selbstinduzierten Kettenrektion ein ernstes Zeichen. Durch die vermehrte Wärmeproduktion in einem Teil des Kernbrennstoffs könnte es zu einer erneuten Kernschmelze kommen. Die Folge wäre wieder die Gefahr des Zustandekommens einer überkritischen Konfiguration.
Bis zur endgültigen Entwarnung in Fukushima, das heißt, bis zu dem Zeitpunkt an dem es zumindest zu keinem weiteren Austritt von Radioaktivität mehr kommt, werden systembedingt noch Dutzende Monate vergehen. Die schreckliche, noch andauernde, Katastrophe in Japan hat viele Staaten aus ihrer unkritischen Haltung zur Atomenergie aufgeschreckt und wird die Welt zumindest was die Gefahren der Kernenergienutzung vom GAU bis zur Proliferation von Material für Kernwaffen betrifft, etwas sicherer machen.
Deutschland, die Schweiz und Belgien wollen aus der Kernenergienutzung aussteigen, Italien wird nicht wieder einsteigen. China und Japan drosseln ihr Kernenergieprogramm deutlich. Die Ankündigungen der Nuklearindustrie für neue Reaktoren etwa in den USA oder Großbritannien und anderen Staaten haben zumindest was die realen Aussichten auf private Investoren betrifft einen deutlichen Dämpfer erhalten. Nur in Staaten, in denen die Kernenergie aus ideologischen Gründen vom Staat mit legistischen Mitteln und auch finanziell teils massiv unterstützt wird, sind neue Reaktoren zu befürchten. Zu diesen Staaten gehören neben dem Iran, Weißrussland und Kasachstan leider auch Nachbarstaaten Österreichs und Mitglieder der Europäischen Union wie Tschechien und die Slowakei.
Nach Tschernobyl und Fukushima sollte klar sein, dass die Nutzung der Kernenergie unstreitbar mit vielen Vorteilen aber gleichzeitig mit untragbaren und unverantwortbaren Risiken einhergeht. Fehler und Fehleinschätzungen wie sie zu Beginn bei der Beurteilung der Kernenergie gemacht wurden liegen in der Natur des Menschen und sind unvermeidbar mit Fortschritt verbunden. Allerdings ist es notwendig Fehler als solche zu erkennen und die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen. Das Ende der Kernenergienutzung ist eine logische Notwendigkeit, je schneller es stattfindet desto geringer wird der hohe Preis sein, der für die einstmals gut gemeinte aber letztlich als falsch erkannte Entwicklung zu zahlen sein wird.