Gemeinsames Forderungspapier liegt vor
Die Klimakrise und das rasante Artensterben zu stoppen sind auch in Österreich die vordringlichsten Herausforderungen unserer Gesellschaft. Einer grundlegenden Reform der Landwirtschaft kommt hier in beiden Bereichen eine zentrale Rolle zu. Über die neue Förderperiode der GAP (Gemeinsame Agrarpolitik der EU) fließen ganze 4,7 Milliarden Euro nach Österreich. Wie sie verteilt werden, hat einen hohen Einfluss darauf, ob es uns gelingt, den Besorgnis erregenden Rückgang der Biodiversität in Österreich zu stoppen und die Situation wieder zu verbessern.
Österreich muss der EU bis Ende des Jahres den nationalen GAP-Strategieplan über die künftige Förderpolitik Österreichs vorlegen. Die Umweltanwaltschaften Österreichs haben den vorliegenden - leider noch unvollständigen - Entwurf des Landwirtschaftsministeriums geprüft und gemeinsam weitere Forderungen gestellt.
Denn eine renommierte Studie von 18 Naturschutzfachleuten zu den Herausforderungen bei ÖPUL-Naturschutzmaßnahmen mit naturschutzfachlichen Empfehlungen für künftige Fördermaßnahmen (Eichberger et al. 2019), sowie eine Studie vom Mai 2021 mehrerer einschlägiger NGO´s zeigen nur allzu deutlich, dass umfangreiche Nachbesserungen zur Zielerreichung unbedingt nötig sind.
Für den Insektenschutz besonders wichtig sind den Umweltanwält*innen attraktive Prämien für Hecken, Feldgehölze und Obstbaumbestände, sowie für Flächen, die später als üblich gemäht werden, als auch Förderungen für einmähdige Magerstandorte mit geringem Heuertrag. Außerdem die Anwendung einer naturkonformen, tierschonenden Mähtechnik, und Brache- und Wiesenrandstreifen, auch entlang von Waldrändern und Gewässern.
Für Amphibien und Reptilien braucht es mehr Prämien für wichtige Strukturen wie Steinmauern, Lesestein- und Totholzhaufen, feuchte und staunasse Mulden, sowie Vogelansitzwarten (z. B. für Braunkehlchen, Neuntöter und Greifvögel) auf Schlägen.
Auf Weideflächen sind attraktive Prämien zur Auszäunung von ökologisch bedeutenden Lebensräumen wie Mooren und Feuchtflächen notwendig, als auch eine Beschränkung der Tierzahl und Förderung spezieller Haustierrassen für den Erhalt von Mager- und Hutweiden, standortangepasste Almbewirtschaftung und Tierwohl, Festmistsysteme und Kompostierung. Für Äcker ist nicht nur der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel sowie Erosionsschutz wichtig, sondern auch die Förderung des Humusaufbaus, stickstoffbindender Pflanzen und Zwischenfruchtanbau, Humuserhalt und Bodenschutz sowie Schutz von Lerche und Kiebitz durch sog. „Kiebitz-Äcker“ und „Lerchenfenster“.