Der Naturschutzbund präsentierte die Arten des Jahres 2020 in Österreich. Das Tier des Jahres ist ein kleines Säugetier, das jeder kennt: der Maulwurf! Viele wissen vermutlich, dass er nicht gut sehen kann und im Garten für kleine Erdhügel verantwortlich ist, aber nicht warum er so wichtig für unseren Boden ist. Daher steht der Maulwurf nächstes Jahr zu Recht im Rampenlicht!
Leben unter der Erde
Maulwürfe gehören zu den Insektenfressern und sind nahe mit Igeln und Spitzmäusen verwandt. Sie ernähren sich hauptsächlich von Insekten und Würmern. In seltenen Fällen stehen auch kleine Wirbeltiere und Aas auf ihrem Speiseplan. Ihre Schnauze ist lang und spitz und ihr Gebiss gut an die fleischliche Ernährung angepasst. Der Sehsinn der Maulwürfe ist nicht sehr ausgeprägt, aber sie sind unter der Erde auch nicht auf ihn angewiesen. Wichtig hingegen sind Geruchs-, Tast- und Gehörsinn, die alle sehr gut ausgebildet sind. Maulwürfe sind klein und wirken gedrungen, sie erreichen nur cirka 11 bis 16 Zentimeter Körperlänge. Allerdings sind sie sehr stark und können ein Vielfaches ihres eigenen Körpergewichts heben.
Besonders an ihrem Körperbau sind auch die Hände. Sie sind richtige Grabwerkzeuge und sehen wie kleine Schaufeln aus. Damit können Maulwürfe sehr gut graben und ihr unterirdisches Tunnelsystem aufbauen. Sie legen verschiedene Kammern an: zum Ruhen und Schlafen, für ihre Jungtiere oder als Vorratsspeicher. Beim Graben entstehen die kleinen Hügel, denn der Maulwurf wirft einen Teil der Erde an die Oberfläche. Diese Erdhaufen bringen den Maulwürfen mitunter Probleme ein, denn so mancher Gartenbesitzer findet diese Haufen störend und rückt den kleinen Insektenfressern zu Leibe.
Ein Kompliment für den Garten
Dabei ist jeder Maulwurfshügel eigentlich ein Kompliment für den Garten. Maulwürfe haben einen hohen Stoffwechsel und müssen daher täglich fast so viel fressen, wie sie selbst wiegen. Ein ganzer Tag ohne Nahrung wäre tödlich. Das bedeutet, dass ein Garten, indem sich ein Maulwurf wohlfühlt, insektenreich ist und über einen recht gesunden Boden verfügt.
Ein Maulwurf hält keinen Winterschlaf und frisst im Jahr cirka 30 Kilogramm Würmer und Insekten, darunter auch viele Schädlinge. Das Umgraben der Erde belüftet den Boden gut und macht ihn fruchtbar.
Maulwürfe in Gefahr
Leider gehen die Bestände des Maulwurfs in Österreich zurück. Grund dafür sind nicht die natürlichen Fressfeinde, sondern die intensive Landwirtschaft, die Abnahme der Insektenbiomasse und der Verlust des Lebensraumes. Durch den Einsatz von Pestiziden gibt es immer weniger Insekten und somit immer weniger Nahrung für Insektenfresser. Die Bodenversiegelung nimmt zu (z. B. auch in Vorgärten) und so verschwinden immer mehr Flächen, die von Maulwürfen genutzt werden können.
Mitunter werden Maulwürfe auch direkt vom Menschen verfolgt oder verjagt. Ein perfekter Rasen oder eine gute Ernte werden dann über das Leben der kleinen Tiere gestellt. Dabei verbietet das Österreichische Bundestierschutzgesetz sowohl das „Töten von Tieren ohne vernünftigen Grund“, als auch „einem Tier ungerechtfertigt Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen oder es in schwere Angst zu versetzen“. Und ein kleiner Erdhügel im Garten ist definitiv kein vernünftiger Grund! In einem naturschutzfachlich wertvollen, naturnahen und strukturreichen Garten würde ein kleiner Hügel ohnehin nicht auffallen.
Nun steht der Maulwurf als Tier des Jahres 2020 im Mittelpunkt und kann zeigen, dass er kein Störenfried, sondern ein kleiner Mitbewohner und liebeswerter Helfer im Naturgarten ist.
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