Ökologisches Investment bietet viele Chancen – aber: Achtung vorm Ökoschmäh!
Eine erfreuliche Tatsache gleich zu Beginn: Weltweit steigt die Zahl an nachhaltigen Investments stark an. Immer mehr Gelder fließen in umweltfreundliche Projekte und Strategien. Zusätzlich ziehen große Organisationen (Versicherungen, Pensionsfonds, ...) Riesensummen aus Investitionen in klimaschädliche, fossile Energien wie Kohle, Erdöl und Erdgas ab („Divestment“). Jedoch: Wer als Konsument*in in der heutigen Zeit eigenes Geld möglichst ökologisch anlegen möchte, hat es dennoch nicht leicht. Denn eine schier unendliche Zahl von „grünen Angeboten“ wird beworben, und es stellt sich bei jedem einzelnen die Frage: „Dient diese Geldanlage tatsächlich der Nachhaltigkeit, oder ist sie bloß ein Ökoschmäh?“           

Versuchen wir, etwas Licht in die Sache zu bringen und mögliche Stolpersteine ausfindig zu machen.

Wechsel auf ein „Grünes Bankkonto“

Ein solcher Umstieg ist eigentlich am naheliegendsten. Nichts einfacher, als dass das gerade nicht benötigte Geld am Girokonto (Gehaltskonto, Studentenkonto, Jugendkonto) liegen bleibt und seitens der Bank für Kredite verwendet wird, welche nachhaltige Projekte wie Errichtung von Solaranlagen, Plus-Energiegebäuden, biologische Landwirtschaft ermöglichen bzw. unterstützen. Die Sache hat einen Haken: Denn auch schon bisher, also vor der Zeit der „Grünen Konten“, wurden Bankkredite auch für ökologische Projekte vergeben. Und somit drängt sich der Verdacht auf, dass die Bank ihre „grünen Kredite“ schlicht und einfach den neuen Besitzerinnen und Besitzern von „Grünen Konten“ zuordnet. Am gesamten Kreditvolumen der Bank für nachhaltige Projekte ändert sich dadurch zunächst nichts. Einzig wenn eine wachsende Zahl von Kontoinhaber*innen dieser Bank auf ein „Grünes Konto“ wechselten, müsste die Bank sicherstellen, dass sie auch tatsächlich mehr Kredite an ökologische Projekte vergibt. Eine Ausnahme bilden jene Banken, die aufgrund Ihrer Satzung bzw. Unternehmensausrichtung ausschließlich nachhaltige Projekte unterstützen. Hier sind die Kontobesitzer*innen sicher, dass ihr Geld ausschließlich umweltfreundlichen Zwecken dient.

Kauf von ökologischen Investmentfonds

Wer sich nicht eingehend mit dem grünen Aktien- und Anleihespektrum beschäftigen möchte, kann stattdessen auch relativ einfach in ökologische Investmentfonds investieren. Weitere Attribute solcher Fonds sind „ethisch“ oder „nachhaltig“. Ein wichtiger Vorteil von Fonds verglichen mit Einzelaktien ist, dass das Geld vom Fondsmanagement breiter gestreut angelegt wird, also nicht in ein einzelnes, sondern gleich in mehrere unterschiedliche Unternehmen. Dadurch sind Investmentfonds oft weniger anfällig für Wertschwankungen. Es gibt heute eine kaum zu überblickende Bandbreite von Fonds. Manche werben damit, immer nur Aktien der jeweils umweltfreundlichsten Unternehmen unterschiedlicher Branchen zu halten, andere wiederum konzentrieren sich auf einen Spezialbereich wie Energieeffizienz, erneuerbare Energien oder Wasserstoff.

Woher soll man jedoch wissen, welchem Fonds man vertrauen kann? Wer gibt einem die Sicherheit, dass man mit seinem Geld nicht erst wieder einem Ökoschmäh aufsitzt? Die Antwort ist nicht leicht, da es keine allgemein gültige, international einheitliche Bewertung gibt. Für Investmentfonds, die nachhaltig Investierende ansprechen wollen, ist es hilfreich, eine Zertifizierung bzw. ein Gütesiegel für ihre nachhaltige Anlagestrategie vorweisen zu können. Das „Österreichische Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte“ (gemäß Richtlinie UZ 49) ist da zum Beispiel ein brauchbarer Hinweis auf vertrauenswürdige Investmentprodukte. Es gibt jedoch auch Internetportale, welche eine Fondsauswahl nach den individuell wichtigen Kriterien im Bereich Nachhaltigkeit erleichtern.

„Bürger*innen(solar)kraftwerke“

Eine ganz konkrete Möglichkeit, auch ohne eigenes Dach in den raschen Ausbau der erneuerbaren Energien zu investieren, sind die von Energieversorgern (z. B. Wien Energie) und anderen Organisationen aufgelegten Bürger*innenbeteiligungen. Bei diesen handelt es sich aktuell meist um Geldanlagen für 5 bis 20 Jahre, die einmal eingezahlt werden und dann mittels jährlichen Zinsen und Rückzahlung bzw. mittels Naturalleistungen (z. B. Gratisstrom für Haushalte) zurückgezahlt werden.

Eigenes Balkonsolarkraftwerk

Hat man einen hinreichend großen Balkon oder eine Terrasse bzw. eine gut zur Sonne ausgerichtete Balkonbrüstung zur Verfügung, so besteht auch die Möglichkeit, sich ein steckerfertiges Photovoltaikmodul aufzustellen bzw. zu montieren. Das geht einfach und bedarf bis zu einer Erzeugungsleistung von 600 Watt keiner behördlichen Genehmigung. Damit kann man selbst Strom erzeugen und mittels Stecker in sein eigenes Wohnungsnetz einspeisen und direkt verbrauchen. Der selbst erzeugte Strom verringert die Menge an zugekauftem Strom und verkleinert somit die eigene Stromrechnung. Beachten Sie die Hinweise der Wiener Netze GmbH für „Kleinsterzeugungsanlagen“.

„Crowd Funding“ – wenn der Schwarm Projekte finanziert

Wenn viele Menschen kleine Geldbeträge für ein bestimmtes Projekt investieren, so kommt oft eine stattliche Finanzierungssumme zusammen. Diese Idee wird von den Crowd Funding Plattformen im Internet realisiert („Crowd Funding“ (engl.), „Schwarmfinanzierung“). Seit diese Form der Geldanlage in Österreich (und auch international) eine solide rechtliche Basis gefunden hat, haben sich mehrere Plattformen gebildet: Crowd4Climate, greenrocket, collective-energy.at, Ecoligo, bettervest, ... sind nur einige jener Anbieter von Schwarmfinanzierungen, die sich auf ökologische Projekte konzentrieren. Viele Investments bieten Zinsen als Vergütung, bei anderen erhält man Naturalien des unterstützten Projekts statt Geld.

Disclaimer: Die in diesem Artikel angeführten Informationen stellen keinerlei Empfehlungen für bestimmte Geldanlagen oder den Kauf bestimmter Finanzprodukte dar. Angaben ohne Gewähr.

Weiterführende Informationsquellen zum Thema nachhaltige Finanzprodukte und Geldanlagen:

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