In Österreich hat der Schisport eine wohl nationale Bedeutung inne. Ob bei Sportevents im Fernsehen oder beim Urlauben in den Alpen: Schifahren, Snowboarden und Co übt auf viele Menschen eine ungeheure Faszination aus. Trotz steigender Temperaturen in Zeiten der Klimakrise boomt der Schitourismus. 

Beim Schifahren selbst, auf in der Sonne glitzernden Pisten mit Bergpanorama vor Augen, bemerkt man es kaum, aber das Schifahren hat meist negative Auswirkungen auf unser Klima und unsere Natur.

Negative Auswirkungen auf Klima und Natur

schifahren1 kleinIn vielen Schigebieten ist der Verkehr problematisch: Viele Menschen reisen mit dem Auto an und bleiben nur wenige Tage. So ist der Schadstoffausstoß pro Kopf und Tag relativ groß. Aber auch Hotels verursachen durch die Bewirtung ihrer Gäste einiges an Emissionen. Die Bereitstellung von Heizung, Reinigung und Verköstigung der Gäste verbraucht einiges an Ressourcen.

Zusätzlich verbrauchen die Schigebiete selbst immense Mengen an Wasser und Energie. Da unsere Winter immer wärmer werden, aber Schifahren nach wie vor ein beliebter Wintersport ist, müssen immer mehr Betreiber*innen mit Schneekanonen nachhelfen, um den notwendigen Schnee für die Besucher*innen zu beschaffen. Mittels eigens angelegter Wasserdepots werden hier in kurzer Zeit enorme Mengen an Kunstschnee erzeugt. Dieser unterscheidet sich in seinen Eigenschaften von natürlichem Schnee. Oftmals sieht man die Kunstschneebänder lange nach der eigentlichen Schneeschmelze noch weiterbestehen, mit denkbar ungünstigen Auswirkungen für Pflanzen und Tiere im Boden darunter. Auch der immense Wasserverbrauch geht nicht spurenlos an der Alpenlandschaft vorbei: Austrocknende Flüsse und niedrige Wasserstände in Teichen sind Zeugen für die großangelegten Eingriffe in die natürlichen Prozesse. Diese Problematik wird sich auch in Zukunft nicht bessern. Ganz im Gegenteil: in Zeiten der Klimakrise wird die Erhaltung der zahlreichen Pisten mittels Kunstschnee immer aufwendiger, ressourcenintensiver und damit umweltschädlicher werden. Hier benötigt es folglich rasch neue Lösungen und Alternativen, mit welcher verantwortliche Entscheidungsträger*innen ihre Tourismusregionen abseits von Kunstschnee & Co fit für eine nachhaltige Zukunft machen können.

Der Winter ist für viele Tiere des Alpenraums, wie Rehe oder Schneehühner, eine überaus beschwerliche Zeit: Überlebensstrategien der Tiere sind darauf ausgelegt, mit den verfügbaren Ressourcen hauszuhalten und Stress so gut es geht zu vermeiden. Rehe verkleinern hierbei durch Schrumpfen ihrer Organe ihren Nährstoffverbrauch, Schneehühner vergraben sich im Schnee, um dort gut isoliert ihre Körpertemperatur möglichst konstant zu halten und Kleinsäuger suchen etwa gut isolierte Höhlen zum Winterschlaf auf.

Diese Strategien erfordern jedoch vor allem eines: natürliche, störungsarme Lebensräume – also das Gegenteil eines Schigebiets. Beim Bau neuer Pisten werden oftmals ganze Wälder gerodet und Hänge planiert. Dies zerschneidet nicht schifahren3 klein nur die oftmals bereits sehr zerklüfteten Lebensräume von Wildtieren, sondern kann in Folge mitunter zu größeren Bodenerosionen und Hangrutschungen führen. Ohne schützende Bäume steigt auch die Gefahr von Lawinen in bestimmten Hanglagen stark an. Künstliche Lawinensperren sind die oftmals gewählte, aber ungleich teurere Lösung. Wildtiere, die die Pisten nicht mehr überqueren können, leben von ihren Artgenossen isoliert in kleinen sogenannten Inselpopulationen und können langsam genetisch durch Inzuchteffekte geschädigt werden.

Nicht unerheblich sind auch die für die Tiere belästigenden Nebenwirkungen des Schibetriebs. Flutlichtanlagen für Nachtbetrieb, lärmende Pistenraupen und Schneekanonen, sowie Schifahrer*innen, die abseits der Pisten in Wildgebiete eindringen, machen die beschwerliche Zeit im Winter für die Tiere noch gefährlicher. Hormonelle Veränderungen durch Kunstlicht und erhöhtes Stressverhalten durch Störungen führt für die Tiere oftmals zum Tod durch Erschöpfung.

Aufgrund dieser negativen Auswirkungen von Schipisten auf unsere Umwelt, sieht die Wiener Umweltanwaltschaft den Bau neuer Pisten sehr kritisch. Dies gilt im Besonderen für den überaus vulnerablen hochalpinen Raum. Auch die Umweltanwaltschaften anderer Bundesländer teilen diese Einschätzung und setzen sich im Rahmen ihrer rechtlichen Möglichkeiten für eine ungestörte Natur ein. So wurden beispielsweise Nacht-Beleuchtungskonzepte von Pisten beanstandet, UVP-Pflichten von neuen Pisten überprüft und in Verfahren notwendige Verbesserungen gefordert.

Es ist im Interesse aller Anwohner*innen, Gewerbetreibenden und Gäste, diese katastrophalen Auswirkungen von Schipisten so gut wie möglich zu beschränken und ein gutes Miteinander von Mensch und Umwelt zu ermöglichen.

Kann ein Schiurlaub etwas umweltfreundlicher gestaltet werden?

Nun stellt sich die Frage, welche Alternativen es gibt. Beachtet man einige Punkte, so kann der Schiurlaub umweltfreundlicher gestaltet werden:

Öffentliche Anreise

Wie bereits erwähnt, ist ein Problem beim Schitourismus die Anreise der Gäste per Auto. Nur ein minimaler Bruchteil der Besucher*innen reist mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihrer Wunschdestination. Dabei ist dies, gerade bei großen Staus, eine wesentlich entspanntere Anreise und man spart gleichzeitig einen großen Teil der sonst verursachten Emissionen ein. Viele Schigebiete sind mittlerweile sehr gut öffentlich erreichbar.

Region, Hotel und Schigebiet mit Bedacht wählen

schifahren2 kleinNeben der Anreise beeinflusst auch die Wahl unseres Feriendomizils und unserer Unterkunft die Umweltverträglichkeit unseres Urlaubs. Etablierte Umweltabzeichen ermöglichen es hier gute Alternativen für den nächsten Schiurlaub zu finden. Aber aufgepasst! Nicht alle Labels haben die gleich strengen Kriterien. Hier gilt es also, sich vorher schlau zu machen und Informationen im Internet abzugleichen.

Eine erwähnenswerte Initiative ist etwa die Kooperation der Alpine Pearls. Dieser staatenübergreifende Zusammenschluss von 19 Schigebieten setzt auf nachhaltige Anreise und umweltfreundliche Gestaltung des Urlaubs. 

Auch das Österreichische Umweltzeichen informiert über Betriebe, welche ihre Gäste auf umweltfreundliche Art und Weise bewirten. 

Kein Schifahren abseits der Piste

Abseits der Piste zu fahren, ist für viele Menschen der Inbegriff eines naturverbundenen Schierlebnisses. Fernab des Trubels ungestört durch den Tiefschnee zu fahren, hat für viele Menschen seinen Reiz. Jedoch sind die negativen Effekte, speziell für Wildtiere, ungleich größer und können auch zu deren Tod führen. Daher sollte bei einem umweltbewussten Schiurlaub immer gelten: Unbedingt auf der Piste bleiben! Dies hat nämlich nicht nur ökologische Vorteile, sondern schützt auch die Schifahrer*innen vor Lawinen und Unfällen in unwegsamen Gelände.

Wie sich also zeigt, gibt es mittlerweile einen großen Wissensschatz über die Auswirkungen des Freizeitsports Schifahren auf umliegende Ökosysteme. Nun gilt es dieses Wissen zu nützen und durch unsere Urlaubsentscheidungen unseren Fußabdruck in den malerischen Alpen zu vermindern. Unsere kleine Checkliste ist hierfür ein guter Anfang.

© Fotos: Benedikt Heger

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