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Umwelttipp der Woche

Nach dem Willen der italienischen Regierung soll die Kernenergie die Versäumnisse im Energiebereich beseitigen und Italien eine billige und sichere Stromversorgung bringen. Angesichts der ernüchternden Fakten aus der ersten Phase der Kernenergie stellt sich die Frage, ob unter den gegebenen Umständen von einem Wieder(!)einstieg die Rede sein kann.

Wie sich die Pläne von bis zu 15 Leistungsreaktoren auf die betroffenen Regionen auswirken wird sich zeigen. Beispielsweise wurden Pläne für einen Standort nahe Venedig, in unmittelbarer Nähe zu den beliebten Badeorten der oberen Adria, bekannt. Auch was den Umgang mit den neuen radioaktiven Abfällen betrifft, darf man gespannt sein. Der alten Standorte hat sich in Hinblick auf diese Problematik noch niemand angenommen und eine Entsorgung im Mittelmeer, wie sie in der Vergangenheit stattgefunden hat, ist heute wie damals nicht akzeptabel.

Betrachtet man andere Staaten mit Kernenergienutzung ist jedenfalls sicher, dass sich durch die teure Errichtung neuer KKW – mehr als 5 Milliarden Euro pro Reaktorblock – sowie die durch die Allgemeinheit finanzierten notwendigen Rahmenbedingungen eines Atomprogramms, die Gesamtkosten für den Stromendkunden nicht wesentlich ändern werden. Auch die Probleme der Netzinfrastruktur und der äußerst vernachlässigten Energieeffizienz werden nicht gelöst.

Die WUA als Atomschutzbeauftragte der Stadt Wien hat gemeinsam mit dem Institut für Sicherheits- und Risikowissenschaften der Universität für Bodenkultur Wien angesichts der Aktualität des Themas einen Überblick über die Pläne zur Kernenergie in Italien erarbeitet (164-KB-PDF).

Kernenergie in Italien bis 1990

Italien war eines der ersten Länder in Europa, das nach dem 2. Weltkrieg in die Nutzung der Kernenergie einstieg. Italien entwickelte unter anderem aufgrund der zu dieser Zeit hervorragenden italienischen Forscher auf dem Gebiet der Kernphysik, zum Beispiel Enrico Fermi, ein ehrgeiziges Atomprogramm.

Bis zum Ausstieg Italiens durch ein Referendum nach der Katastrophe von Tschernobyl 1986 wurden an vier Standorten – Caorso (Piacenza),  Enrico Fermi –Trino (Vercelli), Garigliano (Caserta) und  Latina (Latina) - Kernkraftwerke zur Stromerzeugung betrieben. Wobei das KKW Garigliano in Caserta bereits 1982 außer Betrieb genommen wurde. Mit etwas mehr als 1400 MW elektrischer Nominalleistung und großer technischer Probleme hat die Kernenergie zu keiner Zeit einen entscheidenden Beitrag zur italienischen Stromversorgung geleistet. Das ist auch als Grund für den schnellen und völlig problemlosen Ausstieg Italiens nach dem Referendum anzusehen.

Italien nach dem Ausstieg seit 1990

Nach dem Ausstieg aus der Kernenergie wurden Investitionen in andere Energiequellen - sowohl im fossilen Bereich als auch bei den erneuerbaren Energieträgern - verabsäumt. Diese Investitionsversäumnisse im Bereich der Produktion, der Stromnetze sowie der Energieeffizienz führten unausweichlich zu einer ansteigenden Importabhängigkeit Italiens im Stromsektor. Die veralteten und vernachlässigten Stromübertragungsnetze führten in jüngster Vergangenheit wiederholt zu weitreichenden Zusammenbrüchen - auch mit Auswirkungen auf die Europäischen Stromnetze.

Mehr Informationen:

Positionspapier der WUA „Status der Kernenergie in Italien“ (164-KB-PDF)

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