Studie des Umweltbundesamtes an Wiener Müttern und Neugeborenen liefert wertvolle Ergebnisse zu Blei und anderen Chemikalien
Projektdesign des EU-Projektes „Umwelt-Mutter-Kind“
Kürzlich hat das österreichische Umweltbundesamt mit seinen Kooperationspartnern, dem Institut für Medizinische Genetik der Medizinischen Universität Wien und dem genetischen Labor Medgene in der Slowakei, bei einer Veranstaltung in der diplomatischen Akademie die Ergebnisse des EU-Projektes Umwelt-Mutter-Kind (Um-MuKi) präsentiert. In diesem Projekt wurde die Chemikalienbelastung im Blut von 200 Mutter-Kind-Paaren aus Wien und Bratislava untersucht. Analysiert wurde neben dem mütterlichen Blut das Nabelschnurblut der Neugeborenen, um zu klären, welche Chemikalien während der Schwangerschaft von der Mutter auf das ungeborene Kind übergehen. Im Fokus der Untersuchung standen neben der Belastung mit neurotoxischen Schwermetallen wie Blei und (Methyl)quecksilber, das hormonaktive Bisphenol A und perfluorierte Tenside. Letztere werden zum Beispiel zur Beschichtung von Textilien wie Teppichen oder Sportbekleidung verwendet, um diese wasserabweisend zu machen. Sie sind in der Umwelt und im menschlichen Körper äußerst langlebig und stehen unter dem Verdacht, das Hormon- und das Immunsystem zu stören sowie Krebs auszulösen, weshalb einige, aber leider nicht alle dieser Verbindungen, bereits verboten wurden.
Zusätzlich wurden in der Studie Lebensumfeld und Lebensstil der Mütter mittels Fragebögen dokumentiert, um mögliche Aufnahmepfade für die genannten Chemikalien zu identifizieren.
Weitgehende Entwarnung für die meisten Chemikalien
Die Ergebnisse zeigen überraschend geringe Belastungen mit Bisphenol A und niedrige Werte für perfluorierte Tenside. Schon etwas höher, aber (gerade) noch unbedenklich, waren die Werte für Methylquecksilber, welches vor allem durch den Verzehr von Meeresraubfischen aufgenommen wird und sich während der Schwangerschaft im Blut des Kindes circa auf das Doppelte anreichert. (Methyl)quecksilber schädigt beim Fötus die Prozesse, die für die Entwicklung der Gehirnfunktion und -architektur notwendig sind. Da die Wiener Mütter (laut Fragebogen) während der Schwangerschaft deutlich höhere Mengen an Fisch aßen als die untersuchten Mütter in Bratislava, verwundert nicht, dass die Quecksilberwerte in der Wiener Gruppe deutlich höher waren.
Erhöhte Bleiwerte bei Wiener/innen
Die Bleiwerte der Wiener Mutter-Kind-Paare waren ebenfalls deutlich höher als jene in Bratislava und erreichten in einigen Fällen Konzentrationen, in denen negative, gesundheitliche Auswirkungen nicht ausgeschlossen werden können. Erhöhte Bleiwerte können Geburtsgewicht, -länge und Kopfumfang, als auch die intellektuelle Leistungsfähigkeit verringern. Die höchsten Bleibelastungen wurden bei älteren Müttern und jenen aus Wiener Altbauten gemessen. Das Umweltbundesamt nimmt einen Zusammenhang mit den immer noch in vielen Altbauten vorhandenen Trinkwasserverrohrungen aus Blei an. Kontinuierlich aufgenommene, erhöhte Bleimengen werden anstelle von Calcium in die Knochen eingebaut und reichern sich dort über die Lebenszeit an. Insbesondere bei Calciummangel wird Blei vermehrt gespeichert. Während der Schwangerschaft wird Calcium aus den Knochen mobilisiert, um den Fötus zu versorgen. Dabei wird auch das gespeicherte Blei vermehrt freigesetzt.
Empfehlungen für Schwangere
Das Umweltbundesamt hat aus den Ergebnissen des Um-MuKi-Projektes auch einige wichtige Empfehlungen abgeleitet. Um die Belastung mit Quecksilber für das (werdende) Kind möglichst gering zu halten, sollten während der Schwangerschaft und Stillzeit möglichst keine Meeresraubfische wie Butter-, Schwert- und Thunfisch oder Makrele verzehrt werden.
Um die Bleibelastung für den Fötus niedrig zu halten, ist auf eine ausreichende Calciumeinnahme in der Schwangerschaft zu achten. Wohnt man in einem Altbau aus der Vorkriegszeit, sollte man generell, besonders während der Schwangerschaft und Stillzeit kein Stagnationswasser aus der Leitung trinken. Vor der Zubereitung von Babyfläschchen soll man das Wasser so lange ablaufen lassen, bis eine gleichmäßig kühle Temperatur erreicht ist. Dies stellt sicher, dass sich im Trinkwasser nicht durch längere Stehzeiten in den Rohren Blei anreichern konnte.
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Tipps für Schwangere aufgrund der UBA-Studie
Informationen der WUA