Die beiden traurigen Gedenktage zu 10 Jahre Fukushima und 35 Jahre Tschernobyl nimmt die WUA zum Anlass, um über verheerende Unfälle der Nukleargeschichte zu berichten.

Teil 5: Tschernobyl (Kiew, UA), 1986

Der Ort Tschernobyl (auch Chernobyl) liegt 80 Kilomter von der ukrainischen Hauptstadt Kiew entfernt. 1986 war dieser Staat noch Teil der UdSSR. Man könnte meinen, es ist genug geschrieben worden über diesen Ort inmitten der landschaftlich einzigartigen Prypjatsümpfe. Erstaunlicherweise fließt dieses Wissen leider nicht in die Arbeit der Europäischen Kommission zum Thema Taxonomie-Verordnung ein. Dieses Instrument soll im Rahmen des Green Deal der Europäischen Union die Richtschnur dafür sein, was eine grüne Investition ist, welche die EU-Staaten weiter in Richtung Klimaneutralität bringt - also jener Maßstab, der letztlich die Gesichtskontrolle am Eingang zu vielen Milliarden an EU-Geldern ist.

Daher sollten wir uns die Ereignisse dieses Unfalls noch einmal vor Augen führen, auch die Kurzserie „Chernobyl“ ist dafür durchaus geeignet!

In den frühen Morgenstunden des 26. April 1986 ereignete sich im Block 4 des Atomkraftwerks W. I. Lenin in Tschernobyl ein katastrophaler Unfall, der zum ersten Unfall der höchsten Stufe, der Stufe 7 der INES Skala für Nukleare Unfälle, werden sollte. Durch eine Konstruktionsschwäche, die im Zuge eines Tests der Anlage im Betrieb schlagend wurde, kam es innerhalb von Sekunden zu einer nicht mehr regelbaren Steigerung der Aktivität im Reaktor und zu einer großen Explosion, welche den Reaktor zerstört hat. Der über Tage wütende Brand des Graphits im Reaktor schleuderte das Reaktorinventar bis zu einem Kilometer hoch in die Atmosphäre. Unter Aufbringung enormer Kräfte, zehntausende Menschen wurden aus der ganzen Sowjetunion zusammengezogen, wurden der Brand und die in den Trümmern des Reaktors verbliebenen Teile des geschmolzenen Reaktorkerns unter Kontrolle gebracht.

In den folgenden Tagen breiteten sich die radioaktiven Luftmassen über ganz Europa aus. Österreich ist in Luftlinie über 1000 Kilometer vom Ursprung der Katastrophe entfernt. Die strahlenden Luftmassen erreichten unser Land erst am Morgen des 29. April 1986, nachdem sie zunächst hunderte Kilometer in Richtung Norden gezogen waren und erst dann in Richtung Österreich umschwenkten. Heute, nach über einer Halbwertszeit des damals freigesetzten Isotops Cäsium-137, gibt es noch immer Gebiete in Österreich, in denen das Fleisch von Wildschweinen oder Pilzen so hoch mit dieser radioaktiven Erinnerung an Tschernobyl belastet sind, dass sie nicht in Verkehr gebracht werden dürfen. Die Fälle von Schilddrüsenkrebs je 100.000 Einwohner haben sich zwischen 1986 und 2010 in Österreich mehr als verdoppelt. https://www.ianfairlie.org/wp-content/uploads/2016/03/chernobyl-report-version-1.1.pdf 

Tschernobyl war der furchtbare Beweis dafür, dass Atomkraftwerke vieles, aber nicht sicher sind. Fukushima hat uns daran erinnert, dass Tschernobyl kein Einzelfall ist. Tschernobyl kann morgen in jedem Land dieser Welt sein, das Atomkraftwerke betreibt und die Folgen werden wieder große Landstriche betreffen, ungeachtet der Staatsgrenzen. Nukleare Katastrophen geschehen nicht an einem Tag oder in einer bestimmen Woche, nukleare Katastrophen beginnen und dauern für Generationen an. Hätten Menschen als ihre ersten Zeugnisse nicht Malereien an Höhlenwänden hinterlassen, sondern den Abfall von Kernkraftwerken, so wäre das hinterlassene Problem in der Zeit bis zu uns noch nicht substanziell kleiner geworden. Dieses Bild sollten all jene nicht vergessen, die von einer Brückentechnologie sprechen, um Kernenergie als sinnvollen Übergang zur Klimaneutralität darzustellen.

Zu Tschernobyl gibt es leider nichts Neues zu berichten, die Katastrophe dauert an, die radioaktiven Substanzen verteilen sich allen Maßnahmen zum Trotz weiter in der Umwelt.

Mehr Informationen:

WUA, Reaktorkatastrophe von Tschernobyl
35 Jahre Reaktorunfall in Tschernobyl, Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) 

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