Während weltweit Covid-19 bekämpft werden muss, werden wir an eine andere große Krise, welche Europa im Jahr 1986 erschüttert hat, erinnert. Am 26. April, vor 34 Jahren wurde der Reaktor von Tschernobyl durch einen Unfall völlig zerstört. Durch den darauf folgenden Brand wurde sein radioaktives Material über ganz Europa verteilt. Jetzt ist diese Region massiv von Waldbränden betroffen, die Strahlung ist vor Ort um das 16-fache angestiegen. Die Waldbrände reichen bereits bis zwei Kilometer an den Sarkophag von Tschernobyl heran, mehr als 300 Feuerwehrleute sind im Einsatz.

Die britische Zeitschrift The Guardian berichtet und zeigt ein Video von Bränden in Sichtweite des Sarkophags bzw. der Ruine des Reaktors 4 in Tschernobyl.

Die Hoffnung, dass es nach 34 Jahren und umfangreichen Einhausungen und Entsiedelung endlich still wird um den Reaktor in Tschernobyl hat sich nicht erfüllt. Die traurige Wahrheit ist, dass es während unserer Leben nicht still um Tschernobyl werden wird, genausowenig wie in den nächsten Jahrhunderten. Die Katastrophe ist vorbei und geht genauso wie in Fukushima, dem zweiten Schauplatz einer Katastrophe mit der Bewertung Stufe 7 nach der INES-Skala, weiter.

Zur Zeit sind es die Waldbrände in den Gebieten rund um Tschernobyl. Es ist die zunehmende Trockenheit in Folge des Klimawandels, welche die Wälder in der Nähe des havarierten Reaktors Feuer fangen lässt. Es ist nicht zu erwarten, dass radioaktive Partikel, die jetzt durch das Feuer freigesetzt werden, in Österreich ein messbares Ausmaß erreichen. In der Region selbst wird allerdings die bereits hohe radioaktive Belastung vermehrt. Die in den letzten Jahren immer häufiger auftretenden Waldbrände erinnern vielleicht in besonders drastischer Weise an die permanente Katastrophe von Tschernobyl, sind aber nur eine Randnotiz im Vergleich zu den tausenden Quadratkilometern Land in der Ukraine und vor allem Belarus, die permanenter Nutzungseinschränkung unterliegen. Wir erinnern auch, dass das radioaktive Material verschiedenste Krebsarten beim Menschen auslöst und vor allem in der Ukraine und Belarus viele Erkrankungen und Todesfälle ausgelöst hat.

Kernenergie schien an ihrem Anfang eine wunderbare Möglichkeit zu sein. Heute wissen wir, dass sie - auch wenn sie vielleicht einmal tatsächlich als mehr gedacht war, als nur ein pazifistischer Deckmantel für die Atombombe zu sein - eine permanente Bedrohung darstellt. Es ist nicht leicht Fehler einzugestehen, vor allem dann nicht, wenn man so viel Geld und soviel Reputation für sie aufgewendet hat, wie für die Kernenergie. Trotzdem wäre es längst an der Zeit, auch wenn man sich (noch) nicht zum Eingestehen des Fehlers durchringen kann, zumindest nicht auf ihm zu beharren.

Die Hoffnung besteht jedenfalls. Die Europäische Kommission sieht zumindest gegenwärtig - 34 Jahre nach Tschernobyl, 9 Jahre nach Fukushima - Kernenergie nicht als Teil ihres Green Deals bis 2030. Wenn diese Erkenntnis nicht verloren geht, bleiben uns und damit auch vielen Generationen nach uns zwar nicht die Folgen der beiden bereits begonnen Katastrophen erspart, aber vielleicht zukünftige Katastrophen durch Kernenergie.

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