WUA und Cities for a Nuclear Free Europe (CNFE), Online Veranstaltung vom 12. März 2021
Erdbeben, Tsunami und Kernschmelze in 3 Reaktoren der Kernenergieanlage in Fukushima Daiichi waren die katastrophalen Ereignisse vor zehn Jahren, welche bis heute nachwirken. WUA und CNFE haben zu einer Veranstaltung geladen, in welcher die Situation heute nach 10 Jahren in den Mittelpunkt gestellt wurde. Die Teilnehmer*innen wurden von Mag. Jürgen Czernohorszky, Stadtrat für Klima, Umwelt, Demokratie und Personal in Wien, mit engagierten Worten zum Thema Europa ohne Atomenergie begrüßt.

Den Themenblock zu Japan eröffnete der Greenpeace-Experte Shaun Burnie mit dem neuen unabhängigen Bericht von Greenpeace Japan, der die Behauptungen der japanischen Regierung zur angeblichen Dekontamination der Region um Fukushima als unrichtig aufzeigte. Bis jetzt wurden nur durchschnittlich 15 % der verstrahlten Flächen “gesäubert”. Das geht mit einem fortlaufenden Gesundheitsrisiko für die Menschen einher, die in diese Gebiete zurückkommen. Im Bericht wird die Besorgnis über die unrealistischen Pläne der Aufräumarbeiten zum Ausdruck gebracht, es ist unwahrscheinlich, dass diese in den nächsten 30 bis 40 Jahren abgeschlossen werden können. Tritium-hältige Abwässer sollen in den Pazifik eingeleitet werden, was sehr umstritten ist.

Bürgermeister*innen vom Netzwerk für ein Japan ohne Atomkraft hielten zwei Präsentationen. Sakurai Katsunobu, der frühere Bürgermeister von Minamisoma nahe dem Kraftwerk Fukushima Daiichi, berichtete von der Katastrophe und der vollkommenen Ratlosigkeit der japanischen Regierung und der Aufsichtsbehörde damals wie heute. Er beleuchtete die Rückkehrversuche der letzten Jahre ebenso wie die Schäden durch das kürzlich erfolgte neuerliche Erdbeben in der Region. Kazuo Sato, der Vorsitzende des Netzwerks, ergänzte zur aktuellen Lage und Weiterentwicklung der Erneuerbaren Energie in Japan.

Gabriele Mraz vom Österreichischen Ökologie-Institut präsentierte das Projekt flexRISK. Mit dieser Datenbank lässt sich für verschiedene Wetterlagen die Verbreitung der radioaktiven Freisetzungen für alle Kernkraftwerke in Europa darstellen. In der anschließenden Paneldiskussion mit dem Atombeauftragten der Stadt Wien David Reinberger und dem Generalsekretär der Nuclear Free Local Authorities Sean Morris (Manchester) standen die nach Fukushima überarbeiteten Fragen der Notfallversorgung und des Katastrophenschutzes für Städte im Mittelpunkt. Die Möglichkeiten sind beunruhigend gering: Während Information und der Verbleib im Innenraum die wichtigsten Maßnahmen sind, zeigte sich, dass die Kaliumjodid-Prophylaxe nur funktionieren wird, wenn die Tabletten bereits vorsorglich in den Haushalten verteilt wurden. Die Evakuierung einer Stadt ist im Falle eines schweren Unfalls mit einer hohen radioaktiven Belastung praktisch unmöglich.

Die Konferenzteilnehmer*innen einigten sich darauf, dass das CNFE Netzwerk weiterhin in Richtung Atomausstieg und Förderung erneuerbarer Energien aktiv sein soll. Fukushima erinnert daran, dass Umweltkatastrophen immer und überall auftreten können, solange Atomkraftwerke in Betrieb sind.

Mehr Informationen:

Präsentationen der Veranstaltung 
Projekt „flexRISK“ zur Abschätzung des nuklearen Risikos im Falle schwerer Unfälle 

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