Heute vor 36 Jahren, am 26. April 1986, nahm in den frühen Morgenstunden die Nuklearkatastrophe im KKW Tschernobyl ihren Ausgang. Die Folgen sind hinlänglich bekannt. In weiten Teile Europas kam es zur Ablagerung von radioaktiven Stoffen. Noch heute sind in den betroffenen Gebieten - teils auch mehr als 1000 Kilometer von Tschernobyl entfernt - Pilze und Wildtiere so hoch belastet, dass die Grenzwerte des Inverkehrbringens als Lebensmittel überschritten werden.                

Bei Waldbränden wird immer wieder radioaktives Material am Ort der Katastrophe mobilisiert und verteilt. In diesem Jahr war es der Krieg in der Ukraine, der durch Feuer, Explosionen und dem Befahren des Gebiets mit schweren Maschinen zusätzlich für eine messbare Verteilung radioaktiver Partikel gesorgt hat.

Diese Situation wird sich in menschlichen Zeiträumen nicht wesentlich ändern. Zu lange sind dazu die Halbwertszeiten, die es abzuwarten gilt, zu viel Material wurde und wird gestreut. Die durch die Katastrophe entstandene Belastung verursacht weiter ein erhöhtes Risiko für diverse Krebs- und Herz-Kreislauferkrankungen für die Menschen in der Region. Zusätzliche Erkrankungen sind zu erwarten, da es keine Möglichkeit gibt die Folgen der Katastrophe zu beseitigen, außer für viele Jahrtausende zu warten.

Beunruhigende Tatsache ist allerdings, dass weiterhin über 400 Reaktoren auf der Welt in Betrieb sind - 15 davon in der Ukraine - von denen jeder einzelne das Potenzial hat eine ähnliche Katastrophe zu verursachen. Kriege, wie derzeit einer in der Ukraine ausgetragen wird, erhöhen das Risiko für katastrophale Unfälle in Kernkraftwerken enorm. Auch die in Europa umgesetzten und wieder angedachten Laufzeitverlängerungen von teils über 40 Jahre alten Reaktoren bergen ein beträchtliches Risiko für Unfälle in sich. Zu bedenken ist auch, dass die kurzsichtige Flucht aus dem russischen Gas in diesem Fall zur russisch dominierten Kernenergie, mit den daraus resultierenden Abhängigkeiten, führt. Da Kernenergie jedenfalls das Potential hat, Lebensraum des Menschen langfristig unumkehrbar zu zerstören und auch keinesfalls als entlastende Übergangstechnologie in der Klimakrise wirkt, ist statt weiterem Ausbau in Europa, der Rückzug aus dieser Technologie angebracht.

7. Wiener Anti-Atomgipfel, 22. April 2022

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