Laut der slowakischen Atomaufsichtsbehörde wurde am 31.01.2023 der dritte Block des AKW Mochovce (WWER-440 Design) erstmals mit dem Stromnetz verbunden. Aktuell wird der Reaktor auf einer gedrosselten Leistung von 20 % betrieben und die Reaktorleistung mit der Zeit stufenweise erhöht. 

Bauphase mit vielen Verzögerungen

Dem Reaktorstart ist eine Bauzeit vorangegangen, die turbulenter nicht hätte sein können. Ursprünglich wurde 1986 mit der Konstruktion des Reaktors begonnen. Zwischen 1992 und 2007 musste der Bau aus finanziellen Gründen unterbrochen werden. 2008 wurde die Entscheidung getroffen, den Bau des Reaktors fortzusetzen. Aktuell ist es üblich, dass in Europa nur noch Reaktoren zugelassen werden, die dem Status GEN III+ entsprechen. Das bedeutet, dass der Reaktor über gewisse Sicherheitsbarrieren, beispielsweise ein Stahlbetoncontainment, einem Core Catcher oder über passive Sicherheitssysteme verfügen muss. Die Sicherheitsanforderungen an neue Reaktoren wurden vor allem nach dem Unfall von Fukushima 2011 noch einmal erhöht. Allerdings können die meisten dieser Systeme nicht in ein altes Reaktordesign implementiert werden. Deshalb gab es an der Entscheidung, den Bau von Mochovce 3 wieder aufzunehmen, eine Vielzahl an Kritik, da das Reaktordesign nicht mehr den gängigen Sicherheitsansprüchen neuer Reaktoren gerecht wird. Auch die EU Kommission hat den Bau eines AKWs ohne Stahlbetoncontainment beanstandet.

Mangelhafte Komponenten und Verdacht auf Korruption

In der letzten Phase der Bauzeit kam es zu einigen Vorkommnissen, die das Qualitätsmanagement des Projektes infrage stellen. Aufgrund des Verdachtes auf Korruption wurde eine Hausdurchsuchung am Kraftwerksgelände durchgeführt und der Projektbetreiber Slovenské elektrárne von öffentlicher Seite ermahnt, für mehr Ordnung zu sorgen. Darüber hinaus wurden 2021 einige Schweißnähte mit Mängeln und falsch zertifizierte Komponenten entdeckt, die umfangreich korrigiert werden mussten. Dennoch wurde bereits 2022 die Betriebsbewilligung durch die Aufsichtsbehörde erteilt.

Beteiligung der WUA

Die Wiener Umweltanwaltschaft hat bereits in der Vergangenheit mehrfach betont, dass es in einem kritischen Sektor wie der Atomenergie keinen Platz für übereilte Entscheidungen gibt und die Erteilung der Betriebsbewilligung für Mochovce 3 kritisiert. Während der Bauphase hat sich die WUA mit ihren Partnern dafür eingesetzt, dass international gültige Standards eingehalten werden und die Transparenz erhöht wird. Es konnte mehrfach bewirkt werden, dass österreichische und internationale Experten Zugang zu dem Reaktorgelände und Einblick in interne Daten und Analysen erhielten. Darüber hinaus wurden während der Konstruktionsphase mehrere IAEA-Missionen durchgeführt, die Mängel des Projektes zum Vorschein brachten und Verbesserungen einforderten. Die WUA wird sich als Atomschutzbeauftragte der Stadt Wien auch weiterhin dafür einsetzen, dass beim Betrieb von Mochovce 3 internationale Standards eingehalten werden und ein regelmäßiger Austausch an Informationen stattfindet.

In der Vergangenheit wurde vonseiten der WUA bereits ausführlich über Mochovce 3 und seine Entstehungsgeschichte berichtet: 

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