Über die Hälfte aller Atomreaktoren in Frankreich (32) entfallen auf den 900-MW-Designtyp. Diese Reaktoren wurden bereits in den 1970er- und 1980er-Jahren erbaut und weisen mittlerweile erhebliche Alterserscheinungen auf. Anders als in vielen anderen Ländern gibt es in Frankreich keine klar definierte maximale Laufzeit für AKW.
Stattdessen erfolgt alle zehn Jahre eine Periodische Sicherheitsüberprüfung (PSÜ), bei der die Einhaltung der Sicherheitsanforderungen überprüft werden. Die Problematik besteht darin, dass alte Reaktoren auch trotz Umrüstungen die heutigen Sicherheitsstandards nicht mehr erreichen können. Viele neue Sicherheitssysteme können in alte Reaktoren nicht integriert werden.
Prognostizierte Kosten für die Instandsetzung steigen auf über 100 Milliarden Euro
Ursprünglich hatte Frankreich für die Instandsetzung aller 900-MW-Reaktoren ein Budget von 50 Milliarden Euro vorgesehen. Eine Untersuchung des französischen Rechnungshofes ergab jedoch, dass diese Summe zu niedrig angesetzt war. Daher musste der budgetierte Finanzbedarf auf 100 Milliarden Euro verdoppelt werden.
Wien beteiligt sich an der Periodischen Sicherheitsüberprüfung (PSÜ)
Da es sich bei den 32 Reaktoren um denselben Bautyp handelt, wird im Rahmen der Periodischen Sicherheitsüberprüfung zunächst eine generische Analyse für alle Anlagen durchgeführt. Erst anschließend erfolgen detaillierte Prüfungen für jedes einzelne Kernkraftwerk. Zudem wurde eine Phase der Konsultation eröffnet, in deren Rahmen die Wiener Umweltanwaltschaft als Atomschutzbeauftragte eine Stellungnahme einreichen konnte. Besonders hervorgehoben wurden dabei die Risiken durch alternde Komponenten auf der Primärseite des Reaktors, die nicht ersetzt werden können. Außerdem wies man auf Sicherheitsbedenken beim Spent Fuel Pool (SFP) hin, jenem Bereich, in dem abgebrannte Brennelemente auf dem Gelände gelagert werden. Trotz erheblicher Sicherheitsrisiken wird dieser Aspekt in der PSÜ nicht berücksichtigt.
Zur Presseaussendung: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20241121_OTS0078/weiterbetrieb-von-frankreichs-alten-akw-ist-gefaehrlich-und-unheimlich-teuer
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