Ende Dezember 2024 wurde der neue Flamanville 3 Reaktor in Frankreich erstmals ans Netz genommen. Ursprünglich wurde Flamanville 3 als Vorzeigeprojekt angekündigt, welches die Renaissance der Atomkraft einleiten sollte. Es kam jedoch gänzlich anders. Der Bau des Reaktors begann 2007 und hätte laut ursprünglichem Plan bereits 2012 abgeschlossen sein sollen. Auch die eingereichte Kostenabschätzung von 3,3 MRD Euro konnte nicht eingehalten werden.
Bis heute hat das Projekt über 13 MRD Euro verschlungen, was eine Vervierfachung der geplanten Kosten bedeutet. Da in den vergangenen Jahren der französische Staat das Reaktorunternehmen EDF kaufen musste, mitunter, um einen Bankrott abzuwenden, werden derartige Projekte inzwischen direkt von den französischen Steuerzahlern finanziert.
Die Verzögerungen und Kostenüberschreitungen sind nicht nur Ausdruck schlechter Planung, sondern symptomatisch für die gesamte Atomindustrie. Überall in Europa und der westlichen Welt kommt es zu massiven Bauverzögerungen und Kostenerhöhungen beim Reaktorbau. Dies ist mit ein Grund, warum in den USA, GB und der EU seit dem Jahr 2000 weniger als 10 neue Reaktoren fertiggestellt werden konnten. Im gleichen Zeitraum mussten über 80 Reaktoren vom Netz genommen werden. Selbst Frankreich, welches als Vorreiternation im Bereich Atomkraft gilt, hat zwischen 2002 und heute nur einen neuen Reaktor ans Netz genommen.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Abhängigkeit von Uranimporten. Das für die französischen AKW benötigte Uran stammt nicht aus Europa, sondern wird aus Ländern wie Kanada, Kasachstan oder Niger importiert. Dies widerlegt das oft genannte Argument, dass Atomkraft zur Energieunabhängigkeit beiträgt. Tatsächlich schafft sie neue geopolitische Abhängigkeiten und birgt Risiken für die Versorgungssicherheit.
Darüber hinaus ist es problematisch, dass Investitionen in Nuklearkraft wie Flamanville enorme finanzielle Ressourcen binden, die dringend für den Ausbau erneuerbarer Energien benötigt werden. Während ein Atomkraftwerk Jahrzehnte zur Fertigstellung benötigt und Milliarden verschlingt, lassen sich Wind- und Solaranlagen in viel kürzerer Zeit und zu deutlich geringeren Kosten errichten. Zudem erzeugen sie keine gefährlichen Abfälle und stellen kein Sicherheitsrisiko dar.
Aus Sicht der Wiener Umweltanwaltschaft sendet Frankreichs Entscheidung, weiter auf Atomkraft zu setzen, das falsche Signal. Statt Milliarden in eine teure und risikobehaftete Technologie zu investieren, wäre es sinnvoller, auf eine nachhaltige und sichere Energiezukunft zu setzen.
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