Ob „Tohuwabohu“, „Pallawatsch“ oder „Kuddelmuddel“ – es gibt viele Ausdrücke für ein Durcheinander oder für Unordnung. Zumeist wird dabei an nichts Gutes gedacht, denn wo Unordnung herrscht, muss aufgeräumt werden. Doch was fürs Kinderzimmer oder den Schreibtisch gilt, ist im Garten völlig falsch! Wird ein Garten aufgeräumt, dann verschwinden die Versteckmöglichkeiten und Nahrungsquellen für Wildtiere, wie Igel, Eichhörnchen, Insekten & Co.

Wildtiere im Garten

igel iris kleinIgel sind im Herbst auf der Suche nach einem Versteck, in dem sie überwintern können. In einem aufgeräumten Garten ohne Laub und Totholz, ohne heimische Sträucher oder eine naturnahe Wiese, finden sie kein Futter und keinen Platz für den Winterschlaf.

Auch viele andere Tiere finden nur in unordentlichen Gärten mit „wilden Ecken“ einen Lebensraum, Futter und Material um ihren Unterschlupf warm und gemütlich auszustatten. So sammeln beispielsweise Eichhörnchen neben Nüssen als Nahrung auch gerne Gras, Moos, Laub und Federn für ihren Kobel. Stauden mit Samenresten oder Sträucher (z. B. Hagebutte, Pfaffenkapperl, Weißdorn, usw.) bieten Vögeln Nahrung. Da die Früchte des Pfaffenkapperls (Euonymus europaeus) so gerne von Vögeln gefressen werden, wird der Strauch manchmal auch als „Rotkehlchenbrot“ bezeichnet.

Insekten können grundsätzlich in verschiedenen Stadien überwintern: als Ei, Raupe, Puppe oder Imago (erwachendes Insekt) wie z. B. der Zitronenfalter. Unabhängig von ihrem Entwicklungsstadium brauchen Insekten einen geschützten Platz im Garten: Löcher, Spalten und Ritzen, Stauden und Hecken, abgestorbene Stängel, Totholz, Laub oder ein Insektenhotel. In naturnahen Gärten können auch viele Nützlinge überwintern, die dann ab dem Frühling Schädlingen wie Blattläusen zu Leibe rücken.

To do-Liste für den naturnahen Garten im Herbst

  • Laub rechen und zusammen mit abgestorbenen Ästen einen Haufen bilden, damit die Blätter etwas beschwert sind und nicht weggeweht werdenigelhaus laub bedeckt klein
  • Einen Teil der Wiese über den Winter stehen lassen und den Rest so selten wie möglich, idealerweise nur einmal pro Jahr (und zwar im Spätsommer/Herbst) mähen und das Mähgut entfernen
  • Pools, Schächte und andere „Fallen“ für Wildtiere abdecken
  • Zurücklehnen, entspannen, Tee trinken, Lebkuchen essen, ... und den Garten einfach unordentlich lassen!

Weitere Informationen:

Von Schlafmützen und Fernreisenden: Tiere und Pflanzen im Winter, WUA
Gärtner sollen weniger arbeiten und damit die Natur fördern, Naturschutzbund
Pfaffenkapperl als Nahrungsquelle für Vögel, Naturschutzbund
Nur ja nicht zuviel aufräumen im Garten!, Die Umweltberatung

© Fotos: Iris Tichelmann

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