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Kritikpunkte und Position der Wiener Umweltanwaltschaft

Kritikpunkte

Die Anlage befindet sich in einem durch Erdbeben gefährdeten Gebiet. In der näheren Umgebung der Anlage verlaufen geologische Bruchlinien. Diesbezügliche Untersuchungen wurden vom Department für Zivilingenieurwesen, speziell dem Institut für Struktur- und Erdbebentechnik der Universität Ljubljana, koordiniert. Manche Expert/innen - etwa vom Wiener Institut für Risikoforschung - gehen davon aus, dass auch nach der erfolgten Nachrüstung in den 1990er Jahren die Erdbebensicherheit der Anlage weiterhin untersucht werden sollte, da diese nicht abschließend geklärt ist. In einem Beitrag des slowenischen Fernsehens berichtete ein Seismologe, dass Erdbebenlinien auf den Karten der Einreichpläne zum Bau des KKW Krsko bewusst entfernt wurden.

Während der Kriege im ehemaligen Jugoslawien wurde die Anlage mehrfach Ziel von Sabotageangriffen. Sie geriet sogar unter Raketenbeschuss. Glücklicherweise nahm das KKW keinen Schaden. Die soziale und politische Stabilität der Gesamtregion ist aber nach wie vor unsicher, was die Nutzung der Kernenergie zusätzlich als ungeeignet erscheinend lässt.

Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich direkt auf das Anlagendesign. Zahlreiche Druckwasserreaktoren besitzen vier oder sechs unabhängige Primärkühlmittelschleifen. So zum Beispiel die Kraftwerke vom Typ WWER-440 (wie auch KKW Mochovce, KKW Paks und KKW Dukovany). Im KKW Krsko sind nur zwei Primärschleifen ausgeführt. Obwohl der Reaktor von seiner Leistung nur zu den mittelgroßen gehört, würde eine höhere Anzahl von Schleifen die Anlagensicherheit in Bezug auf Leckagen und LOCAs (Loss Of Coolant Accidents - Unfälle mit Kühlmittelverlust) erhöhen. Der gefürchtete 2-F-Bruch (beidseitiger Abriss einer Hauptkühlmittelleitung und Wasseraustritt in doppelter Querschnittsfläche des Rohres) fiele bei Vorhandensein mehrerer Kühlmittelschleifen weniger schwerwiegend aus. Eine Nachrüstung des KKW mit solchen erscheint aus wirtschaftlichen Gründen aber nicht möglich.

Position der Wiener Umweltanwaltschaft

Die Unsicherheit der Anlage aufgrund der Lage in einem Erdbebengebiet bedingt schwer einschätzbare Sicherheitsrisiken. Die Stilllegung des KKW Krsko vor dem projektierten Betriebsende 2023 sollte angestrebt werden. Bei einer Stilllegung wäre bei gleichzeitig steigenden Strombedarf die Schaffung von umweltfreundlichen Ersatzkapazitäten anzustreben. Wie die Umweltorganisation Global 2000 in einer Studie 1995 veröffentlichte, könnten als Ersatz kleinere Anlagen (etwa getrennt für Kroatien und Slowenien) errichtet werden. Damit ließen sich Überkapazitäten einsparen. Die Dezentralisierung der Energieerzeugung führt durch die dann kleineren Einheiten - und im Fall des Ausfalls - kleinere zu schließende Lücken zu einer deutlich größeren Versorgungssicherheit.

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