Der Sommer ist da und mit ihm die Gelsen. Sind am Abend die Fenster und Türen unserer Wohnungen geöffnet, um etwas frische Luft hineinzulassen, folgen auch Stechmücken dieser Einladung. Zwar profitieren die Tiere von schwülen Bedingungen, sie meiden aber die Hitze des Tages und werden erst am Abend aktiv. Angezogen vom Licht und Geruch unserer Wohnstätten, finden sie schnell Ihren Weg in unsere Schlafzimmer.

Blutsaugen & Gefressen werden

Stechmücke klein

Die Tiere folgen dabei einem faszinierenden, aber für uns Menschen unangenehmen, Fortpflanzungskonzept. Nur mit dem Eisen und Protein aus unserem Blut können ihre Eier entstehen. Das bedeutet, alle stechenden Stechmücken sind Weibchen auf dem Weg zur Fortpflanzung. Den charakteristischen Juckreiz bei Mückenstichen verursacht übrigens ein von den Mücken in die Wunde injizierter Gerinnungshemmer, der den Blutfluss beim Saugen hochhalten soll, aber auf den wir Menschen lokal allergisch reagieren.

Parasiten sind Lebewesen, die aus einer Interaktion oder dem Zusammenleben mit einem Wirt einen Nutzen ziehen und diesen schädigen. Trotz ihres schlechten Rufs sind auch parasitäre Insekten wie die Stechmücke für unsere Artenvielfalt wichtig: Sie stellen als Teil des sogenannten Luftplanktons eine essentielle Nahrungsquelle für viele Tiere dar. Frösche, welche Insekten kunstvoll mit der Zunge fangen, Mauersegler welche mit weit geöffnetem Schnabel durch die Luft schwirren und Spinnen, die in ihren Netzen lauern, nutzen diese ausgiebige Nahrungsressource beispielsweise zu ihrem Vorteil. Die Larven der Gelsen entwickeln sich im Wasser und werden von zahlreichen Tieren, wie Jungfischen oder im Wasser lebenden Insekten (z.B. Gelbrandkäfer) verspeist.

Das sollte man vermeiden

Sich für Artenvielfalt stechen und anzapfen zu lassen, ist aber natürlich nicht nötig. Verständlicherweise versuchen sich die Menschen während der warmen Sommernächte möglichst effektiv vor den kleinen Plagegeistern zu schützen. Jedoch kann man sich dabei durchaus für die falschen Lösungen entscheiden, etwa für chemische Insektizide. Expert*innen empfehlen Insektensprays oder ähnliche Insektizide nur im Notfall, also bei massiven Schädlingsbefall in den eigenen vier Wänden, zu gebrauchen. Eventuelle allergische Reaktionen und Hautreizungen durch die diversen Wirkstoffe sind ein schlechter Tausch für eine Insektenfreie Wohnung!

Auch Gelsenstecker halten nicht, was sie versprechen. Diese Geräte verdampfen mithilfe von Strom Nervengift, welches in der Theorie nur Insekten angreifen sollte. Leider können durch das sogenannte Pralletrhrin aber auch Kleinkinder, empfindliche Erwachsene und Tiere nachhaltig geschädigt werden. Das Gift verbleibt auch nach Entfernen des Steckers im Raum und reichert sich etwa im Hausstaub an.

Besonders bedenklich sind auch Insektenfallen, wie „Insektenvernichter-Lampen“, die die Tiere wahllos mit Licht oder Lockstoffen anlocken und verbrennen oder ertränken. Solche sogenannten nicht-selektiven Tötungsmethoden sind etwa in Deutschland, aufgrund von Artenschutzbedenken, ausdrücklich verboten. Aber auch in Wien können sich hier naturschutzrechtliche Komplikationen für die Betreiber ergeben. Denn wie der Name schon verrät, sterben durch diese Fallen nicht nur Stechmücken und andere für uns lästige Parasiten, sondern auch streng geschützte Falter, wie etwa das Wiener Nachtpfauenauge!

So kann ich mich umweltfreundlich schützen

Die Lösung sollte also im Einklang mit der Natur gefunden werden. Wie viele Insekten lieben auch Stechmücken hell beleuchtete Räume. Lüftet man also in der Nacht, ist es ratsam, dabei die Beleuchtung zu dimmen oder gleich auszuschalten. Somit kann man zusätzlich auch Strom sparen und lockt weniger Tiere in seine Wohnung.

Eine weitere, recht unkomplizierte Lösung stellen etwa Insektengitter da, welche relativ einfach bei Fenstern angebracht werden können und so ein Gelsen-freies Lüften in der Nacht ermöglichen. Leider lassen sich die Netze jedoch nicht überall anbringen (etwa bei Schiebetüren). Zum Glück gibt es noch weitere Alternativen, welche die Gitter gut ergänzen.

Stechmücken meiden, wohl aufgrund ihrer Orientierung per Geruchssinn, gewisse ätherische Öle in Pflanzen. Ein gut positionierter Blumenkasten, bestückt mit z.B. Tomaten, Thymian, Lavendel, Salbei, Basilikum sieht nicht nur fantastisch aus und hilft beim Kochen, sondern hält auch Blutsauger, wie die Stechmücke, effektiv fern. Besonders erfreulich ist dabei: Bienen finden hier reichlich Nahrung. Aber Achtung, bei starken Ätherischen Ölen ist, speziell in Anwesenheit von Säuglingen und Kleinkindern, auf deren Verträglichkeit zu achten. Apotheken können hierbei im Zweifelsfall beraten!

Es braucht jedoch nicht immer Duftstoffe: Duscht man sich regelmäßig und verzichtet auf stark blumig oder süß riechende Deos, Parfums oder Duschgels, fällt es den Parasiten schwerer uns zu lokalisieren!

Eine weitere naturverträgliche Maßnahme gegen Mücken ist auch der Umgang mit stehendem Wasser. Große Regentonnen bieten hervorragende Möglichkeiten, Trinkwasser einzusparen und Pflanzen damit zu versorgen, locken aber unbedeckt auch zahlreiche Insekten, wie Stechmücken, in unmittelbarer Nähe zu unseren Wohnungen. Ein dichter Deckel kann hier den Tieren einen Riegel vorschieben.

Aber auch Vogeltränken können ein potentieller Faktor sein! Diese sind zwar wichtige Maßnahmen für unsere hitzegeplagten gefiederten Mitbewohner, sollten aber auf jeden Fall regelmäßig neu befüllt werden, um erstens Vögeln frisches Wasser zu bieten und zweitens Stechmücken keinen Raum zu geben.

Auch das Auto stehenzulassen, den Wasser- und Stromverbrauch einzuschränken oder die eigene Ernährung zu überdenken, kann indirekt gegen Stechmücken helfen. Denn, der Klimawandel bringt neben höheren Temperaturen und Lebensraumveränderungen auch ideale Bedingungen für tropische Mückenarten, wie etwa die asiatische Tigermücke.

© Foto: Wikicommons 

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