Mit zunehmend energiesparender LED-Beleuchtungstechnik sind wir verleitet, die Nacht mit der Installation von immer mehr Lichtquellen zu erhellen. Unternehmen, die versuchen, mit hell leuchtenden Werbeschildern, Logos und Schauräumen aus der Masse der Konkurrenz hervorzustechen, leisten damit einen großen Beitrag zur Lichtverschmutzung

Lichtverschmutzung ist ein immer wichtiger werdendes Thema und die Auswirkungen auf Mensch und Tier sind vielfältig. Ein hell-dunkel Rhythmus ist wichtig für den Schlafrhythmus des Menschen und Störung kann zu Veränderungen im Hormonhaushalt führen. Diese können dann als Mitauslöser für Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht wirken. In Wien befassen sich die WUA und die Wiener Umweltschutzabteilung seit Jahren intensiv mit der Thematik. Schon in der ersten von der WUA in Auftrag gegebenen Untersuchung der Kuffner Sternwarte und Universität Wien haben Geschäftsbeleuchtung und private Beleuchtung in überproportionalem Ausmaß zur Lichtverschmutzung Wiens beigetragen - Firmen und Betriebe haben also großes Einsparungspotential.

Wien ist weltweit die einzige Stadt, in der die nach oben strahlenden Lichtquellen in einem innovativen Projekt der Stadt Wien mit den genannten Forschungseinrichtungen in Helikopterflügen aus mehreren Richtungen erfasst wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass in den letzten Jahren die Lichtglocke über Wien zu einem Drittel von Geschäftsbeleuchtungen, zu einem Drittel von Anstrahlungen und zu einem Drittel von der öffentlichen Beleuchtung verursacht wird, obwohl diese zwei Drittel aller Lichtquellen in Wien betreibt. Die öffentliche Beleuchtung spielt eine unbestritten wichtige Rolle in einer Millionenstadt und durch die Verwendung von LED-Seilleuchten, wird sich ihr Drittel-Anteil an der Lichtglocke über Wien wohl noch deutlich verringern.

schaufenster1 kleinProblematisch hingegen sind überbordende Geschäftsbeleuchtungen und starke private Beleuchtungen, die verglichen mit der flächendeckenden Straßenbeleuchtung, einen überproportional hohen Anteil an der Lichtverschmutzung in der Stadt haben. Die überlegte und sinnvolle Erneuerung und Modernisierung von Leuchten und Leuchtmitteln der öffentlichen Beleuchtung (MA 33 – Wien leuchtet) kann die zunehmenden Emissionen der Geschäfts- und Werbebeleuchtungen sowie sonstiger privater Leuchten nicht kompensieren. Das zeigt klar die Studie „Licht über Wien VI – Lichtgehalt der Nacht über Wien von 2011 bis 2018 und Relationen zu Luftgüteindikationen“. Presseaussendung   

Leuchtreklamen und Schaufenster erhellen unsere Straßen auch in Zeiträumen, in denen die potentielle Kundschaft längst im Bett liegt. Anstatt Kund*innen werden dadurch lediglich Nachtfalter und andere Insekten angelockt. Auch eine Beleuchtung von Supermärkten und Einkaufszentren sowie deren Parkplätzen Stunden nach Ladenschluss ist nicht sinnvoll und wäre vermeidbar. 

Dadurch werden nicht nur die eigenen Energiekosten erhöht, Straßenverkehrsteilnehmer*innen irritiert und Hobbyastronom*innen das Sterne-Schauen verdorben, sondern auch tagaktiven Tieren (inklusive uns selbst) wird der lebenswichtige Schlaf geraubt, Räuber-Beute-Beziehungen, Kommunikation und Fortpflanzung nachtaktiver Tiere werden gestört und nachtaktive Insekten, darunter wichtige Bestäuber, werden in den Erschöpfungstod gelockt. Weitere Informationen zu negativen Auswirkungen auf Flora und Fauna 

schaufenster2 kleinMit gezielt beworbenen Anstrengungen zur Vermeidung von Lichtverschmutzung zum Schutz von Biodiversität und Umwelt können Unternehmen bei Kund*innen einen positiven Eindruck hinterlassen und sich von der Konkurrenz abheben. Das Abschalten unnötiger Beleuchtung kann als gegenüber der Umwelt verantwortungsvolles Handeln vermittelt werden. Ein von der WUA unterstütztes Projekt “22 Uhr – Licht aus”, welches am 16.05.2022 von den “Paten der Nacht” ins Leben gerufen wurde, soll Firmen durch Information und Aufklärung zur freiwilligen Teilnahme animieren, nach 22 Uhr, beziehungsweise nach Betriebsschluss, Werbe- und Schaufensterbeleuchtung abzuschalten. Das spart Energie sowie damit einhergehende Treibhausgasemissionen ein und schont sowohl Klima als auch Flora und Fauna. Als Anerkennung erhalten sie ein Umweltzeichen, das sie als umweltfreundliche Betriebe zertifiziert und sie werden in ein Firmenverzeichnis und eine interaktive Karte auf der Projekt-Website eingetragen.

Die WUA verfolgt seit langem das Ziel, nicht notwendige, nächtliche Außenbeleuchtung zu reduzieren, den Einsatz zeitlich einzuschränken und auf nur insektenfreundliche Leuchtmittel mit geringem UV-Anteil und einer Farbtemperatur unter 3000 Kelvin in nach unten strahlenden Leuchten umzurüsten. Unter anderem setzt die WUA auf Bewusstseinsbildung durch verschiedene Informationsmaterialien, die Zusammenhänge und Problematik der Lichtverschmutzung erläutern und Tipps zur umweltverträglichen Beleuchtung im eigenen Umfeld liefern. Zudem leitet sie eine Arbeitsgruppe zur Entwicklung umweltfreundlicher Außenbeleuchtung und macht sich für eine gesetzliche Grundlage zur Verringerung von Lichtverschmutzung stark.

Weitere Informationen:

© Fotos: Ramona Cech

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