Lichtverschmutzung - ein allgegenwärtiges Problem
Grell beleuchtete Schaufenster, blendende Leuchtreklamen, hell beschienene Gebäudefassaden, blinkende Lichter und strahlende LED-Screens prägen unseren städtischen Alltag zu später Stunde in zunehmendem Ausmaß, wodurch wir uns selbst den ehrfurchtgebietenden Anblick des natürlichen Nachthimmels verwehren. Unternehmen versuchen durch möglichst auffällige Geschäftsbeleuchtung aus der Konkurrenz hervorzustechen. Ein Wechselspiel aus punktuellen, hellen Lichtquellen sorgt eher für Blendung als für nächtliche Orientierung, und bunte und bewegte Lichteffekte lenken vom Straßenverkehr ab anstatt für Sicherheit zu sorgen. 

Nicht gerichtetes Licht gelangt auch „ungenutzt“ in unsere Umwelt und beeinträchtigt diese. Über Städten bilden sich (durch über dutzende Kilometer gestreutes Kunstlicht) regelrechte Lichtglocken - man spricht von Lichtverschmutzung. Diese Entwicklung bleibt nicht ohne Folgen: Die kontinuierliche Kunstlicht-Exposition stürzt unseren Tag-Nacht-Rhythmus ins Chaos. Unsere Schlafqualität leidet, die gesundheitlichen Folgen reichen von einer Beeinträchtigung der Stoffwechselfunktionen, des Herz-Kreislauf- und Hormonsystems bis hin zu einem erhöhten Krebsrisiko. Der an beleuchtenden Objekten vorbeistrahlende Überfluss künstlicher Außenbeleuchtung lockt und tötet jährlich hunderte Milliarden Insekten, welche für Bestäubung und das Nahrungsnetz unerlässliche sind, beeinflusst saisonale und zirkadiane Rhythmen, Entwicklung, Verhalten, sowie Orientierung einer Vielzahl von Organismen und beeinträchtigt damit Ökosysteme in vielerlei Hinsicht

Energieaufwand und Klimabelastung

Die jährlich zur Aufrechterhaltung der Kunstlichtglocke über Wien verschwendete Energie entspricht dem Elektrizitätsverbrauch von 100.000 Haushalten (500 GWh). Die Bereitstellung dieser Energiemenge setzt jährlich mindestens 100.000 t CO2-äquivalenter Treibhausgasmissionen frei. Angesichts des angestrebten Ziels, 2040 Klimaneutralität in Wien zu erreichen, sowie der aktuellen Energiekrise, inklusive einer spürbaren Energiepreissteigerung, ist die Notwendigkeit eines solchen Übermaßes an Beleuchtung mehr als fragwürdig. Erst jetzt, vor dem Hintergrund des Energiesparens, rückt die Thematik der übermäßigen, vielfach nicht notwendigen Außenbeleuchtung in den Mittelpunkt öffentlicher Debatten. Einige deutsche und österreichische Städte beschlossen daher bereits, die Anstrahlung öffentlicher Gebäude und Wahrzeichen zu reduzieren und zeitlich zu beschränken.

Earth Night – ein deutliches Zeichen

earth night 2022 banner de 01 kleinSeit 2020 findet im Monat September bei Neumond, die von der WUA unterstützte und durch die „Paten der Nacht“ initiierte „Earth Night“ statt. Am 23. September dieses Jahres soll ab 22 Uhr künstliche Außenbeleuchtung die gesamte Nacht hindurch auf ein absolutes Minimum reduziert und wenn möglich komplett abgeschaltet werden soll. Es handelt sich um einen symbolträchtigen und (bei entsprechender Beteiligung) deutlich sichtbaren Einsatz gegen Lichtverschmutzung.

Die Natur soll aufatmen und wir die erholsame Dunkelheit der Nacht genießen. Die Earth Night lädt jede*n dazu ein, mitzumachen, und unsere Stadt wie vor 150 Jahren zu erleben, sowie mit völlig anderen Augen sehen zu können! Sie soll zum Nachdenken anregen, ob einen gesunden Schlaf störende, Unmengen an Energie verbrauchende Beleuchtung wirklich im aktuellen Ausmaß notwendig ist und uns zu einem maßvolleren Einsatz von Kunstlicht motivieren.

Künstliche Innenraumbeleuchtung lassen wir in dieser Nacht durch Jalousien oder Vorhänge nicht ins Freie, im Außenbereich genießen wir maximal bei wohligem Kerzenlicht das natürliche Sternenlicht. Sofern das Wetter mitspielt, kann gemeinsames Sterne-Schauen am Programm stehen, wie man es nur von Campingausflügen oder Nächten auf Berghütten weit abseits von Städten kennt.

In diesem romantischen Ambiente können wir uns die Fragen stellen, wo bestehende Außenbeleuchtung dauerhaft ausbleiben könnte (z. B. Garten, Schaufenster ...), wo sie wirklich benötigt wird, wo auch schwächere Leuchtmittel ausreichen würden oder ob nicht Leuchten mit Bewegungsmelder vor unserer Haustüre sinnvoller wären als dauerhaft eingeschaltete?

Für Städte, Gemeinden oder Firmen gibt es die Möglichkeit, die Teilnahme an der Earth Night zu melden, um auf der offiziellen Website gelistet zu werden.

Dauerhaftes Abschalten ist jedenfalls ein guter Weg, um unser Umwelt- und Verantwortungsbewusstsein zum Ausdruck zu bringen und entlastet besonders in den von Krisen geprägten Zeiten nicht nur unsere Geldbörse, sondern auch unser aller Klima.

Die WUA im Einsatz gegen Lichtverschmutzung

lv werbung kleinDie WUA setzt sich unermüdlich dafür ein, die Bürger*innen, Unternehmer*innen sowie Entscheidungsträger*innen für die negativen Folgen der Lichtverschmutzung zu sensibilisieren und macht sich stark für die Schaffung einer gesetzlichen Grundlage, die die Lichtverschmutzung im Zaum hält.

Die Wiener Umweltanwaltschaft unterstützt zudem ein weiteres, von den Paten der Nacht ins Leben gerufene Projekt - “22 Uhr-Licht aus”, welches sich an Unternehmen richtet und für ein freiwilliges generelles Abschalten von Geschäftsbeleuchtung nach Ladenschutz plädiert und verantwortungsvolle Unternehmen zertifiziert. Weitere Informationen 

Aus Eigeninitiative werden zudem von der WUA gezielt Unternehmen mit auffallender Schaufenster- und sonstiger Geschäftsbeleuchtung kontaktiert und auf die Problematik Lichtverschmutzung hingewiesen sowie über die Vorteile eines freiwilligen Abschaltens nach Ladenschluss informiert.

Quellen:

Weiterführende Informationen:

© Banner: Paten der Nacht; © Foto: Ramona Cech

TPL_WUA_ADDITIONAL_INFORMATION