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Position und Kritikpunkte der Wiener Umweltanwaltschaft

Position

Rumänien wird durch seinen erfolgten Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft zunehmend auch in den europäischen Energiemarkt eingebunden.

Die Wiener Umweltanwaltschaft sieht in der Kernenergie keine dauerhaft nachhaltige Option für die Stromgewinnung, jedoch kann die historische Entwicklung der rumänischen Kernenergie nicht unberücksichtigt bleiben, da hierdurch Ressourcen gebunden wurden und das gesamte Energiesystem des Landes darauf ausgerichtet ist. Im Hinblick auf die geplante Fertigstellung der Blöcke Cernavoda 3 und 4 muss eine ehrliche Prüfung alternativer Varianten im Rahmen des UVP- Verfahrens geprüft werden, die über die Behauptung eines anwachsenden Strombedarfs hinaus die Investition der zur Fertigstellung noch erforderlichen Mittel etwa im Vergleich zu Energieeffizienzmaßnahmen betrachtet. Auch die Bilanz an resultierenden konventionellen und radioaktiven Emissionen und Abfällen sowie die Betriebskosten und Folgekosten müssen in eine solche Analyse einbezogen werden.

Im Falle einer tatsächlich Fertigstellung der Blöcke 3 und 4, jedenfalls aber für die beiden bereits betriebenen Einheiten, muss eine den europäischem Standard entsprechende, hohe Anlagen- und Betriebssicherheit gewährleistet werden. Es sollten bereits jetzt Überlegungen aus dem Alterungsmanagement von anderer CANDU-Anlagen, etwa betreffend der notwendigen Serviceintervalle, der Komponentenauslegung und Wartung sowie der Dokumentation und deren finanzielle Bedeckung berücksichtigt werden. Die Argumentation, dass die Blöcke 3 und 4 zur Ersetzung von Kohlekraftwerken verwendet werden, scheint der WUA nur teilweise nachvollziehbar. Es drängt sich der Verdacht auf, dass tatsächlich inzwischen teurere Gaskraftwerke substituiert werden sollen, wodurch auch der probagierte Klimaschutzeffekt nur in sehr geringen Ausmaß gegeben wäre.

Technologisch bedingte Kritikpunkte

  • Technologisch bedingter positiver Dampfblasenkoeffizient bei CANDU-Reaktoren und damit erhöhtes Risiko für schwere Unfälle
  • Kompliziertes Steuer- und Kontrollsystem mit entsprechend hoher Fehleranfälligkeit
  • Starke Beanspruchung der horizontalen Druckröhren durch verschiedene Einflussfaktoren wie Korrosion, neutronen- und gammastrahlungsbedingte Versprödung, Temperatur- und Druckwechsel
  • Große räumliche Ausdehnung von CANDU-Reaktoren, damit verbunden schwierige Regelung und hoher Zirkoniumgehalt im Reaktor. Im Fall von Überhitzung oder einem Kernschmelzunfall kann Zirkonium als Katalysator zur Wasserstoffbildung fungieren, wodurch explosionsgefährliches Knallgas im Reaktor freigesetzt werden kann.
  • Das Lager für abgebrannte Brennelemente befindet sich außerhalb des Containments, daher ist der Containmentbereich durch relativ viele Verbindungen perforiert, was das Containmentkonzept unterläuft.
  • Das Containmentverhalten/Retentionsfähigkeit bei größeren Störfällen ist nicht genauer bekannt und wegen der komplizierten Technologie nur schwer zu simulieren.
  • Zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme der Blöcke 3 und 4 werden wesentliche Gebäudekonstruktionen aufgrund des langsamen Baufortschritts bereits 20 Jahre alt sein und stark verspätet in Betrieb genommen.
  • In Bezug auf Trinkwasser und Nahrungsmittel der Region werden im Vergleich zum europäischen Durchschnitt wenige Proben regelmäßig auf radiologische Belastungen untersucht. Hier sollte das Netz enger gestrickt werden.

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